1. Tag – Im Zeichen der Pagoden

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Mya Nan San Kyaw: Der Königspalast

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Der Palast erinnert an die blühendste Periode des birmanischen Königreichs. König Mindon (1853 – 1878) war der vorletzte Herrscher, ehe das Land an die Briten fiel. Mindon machte Mandalay zur Hauptstadt der letzten Monarchie und ordnete den Bau der meisten Pagoden und Tempel an.

König Mindon und die Chef-Königin (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Seine karge Freizeit widmete er den vier Haupt- und 45 Nebenfrauen, in genau festgelegter Reihenfolge, meist zwei am Tag, damit die Abstände nicht zu groß wurden. Für die Damen. Den zahlreichen Verbindungen entsprangen zahllose Nachkommen; die Großfamilie konzentrierte sich im Wesentlichen auf höfische, oft mörderische Intrigen.

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Die einstige Teakkonstruktion des Palastes brannte im Zweiten Weltkrieg komplett aus, im eher einfachen Nachbau wurde Teak durch Metall ersetzt.

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Kloster Shwenandaw – den Bomben entgangen

Foto: BucketListly

Shwenandaw war das Privatgemach des Königs Mindon, dort starb er auch. Sein Nachfolger Thibaw ließ den Teakholz-Bau 1880 zerlegen und am Rande des Mandalay Hill wieder aufbauen – so blieb die Anlage von den Bomben des Zweiten Weltkriegs verschont, die den königlichen Palast zerstörten.

Kuthodaw-Pagode: Das größte Buch der Welt

Foto: Tripadvisor

Dieses Buch liest niemand im Bett. Es ist das größte der Welt und steht in einer der wichtigsten religiösen Stätten Mandalays, in der Kuthodaw Pagode am Fuß des Mandalay Hill. Ein Buch in Reih und Glied aus 729 Marmorplatten, auf denen die Tipitaka eingraviert ist – jeder einzelne Text des Pali-Kanons, der Heiligen Schrift des Theravada-Buddhismus.

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Jede Tafel wird von einer eigenen weißen Stupa gegen die Witterung geschützt. Ursprünglich war der Text in Gold geschrieben, aber wie auch andere Schätze des Tempels wurde das Gold von den britischen Kolonialherren geplündert.

Sandamuni: Der größte Eisen-Buddha der Welt

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Gleich nebenan spazieren wir durch die Anlage der Sandamuni Pagode, errichtet über dem Grab des Prinzen Kanaung. Die Attraktion dieses Tempels ist der größte aus Eisen gegossene Buddha der Welt.

Mahamuni Pagode – Blattgold macht dick

Entgegen gängiger Vorstellung war Buddha schlank, fast athletisch schon und eben nicht gut gepolstert. Daher könnte es sein, dass der Buddha der Mahamuni-Pagode ein wenig mit seinem Schicksal hadert. Denn der wird immer dicker.

Neben dem Goldenen Felsen und Yangons Shwedagon Pagode zählt die Mahamuni Pagode zu den Hauptpilgerzielen Myanmars. Zum Zeichen ihrer Wertschätzung heften die Gläubigen der Statue Buddhas kleine Blattgoldplättchen an. Seitdem wissen wir: Blattgold trägt auf. Die Schicht soll schon 35 Zentimeter dick sein.

Foto: Allmyanmar

Jeden Morgen zwischen vier und fünf Uhr wäscht ein Mönch des Buddhas Antlitz und putzt seine Zähne. Bei geschlossenem Mund.

Kyauktawgy-Pagode – Sitzriese aus Marmor

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Wir bleiben am Mandalay Hill, es wird uns durchaus nicht langweilig. Auf uns wartet die nächste Pagode (Kyauktawgy) des unermüdlichen Bauherrn König Mindon, es wartet der nächste rekordverdächtige Buddha. Ein Sitzriese; er wurde aus einem einzigen Block des kostbaren Sagaing-Marmors gehauen. Alles in allem wurde er drei Jahre lang gehauen, vielleicht schaut der Erwachte deshalb nicht ganz so milde drein wie gewohnt.

Pause am großen Ayeyarwady

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Zeit für eine Pause, der Magen meiner Frau knurrt. Bei ThailänderInnen ist das nicht nur ein Zeichen für akuten Hunger, sondern auch eine Ermahnung zur Dringlichkeit: Nahrung sofort, sonst Blaulicht.

Mya Nandar (Foto: Iolanda Andrade)

Das Restaurant Mya Nandar serviert dem Gast burmesische und chinesische Küche, dazu einen entspannten Blick auf den berühmten Ayeyarwady – mit 2000 Kilometern die längste Wasserstraße Myanmars und Taktgeber des alltäglichen Handels und Wandels.

Ausflug zur U Bein Brücke

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Zum Abschluss Wiener Schnitzel…

…oder aber das gegrillte Lachsfilet mit Püree aus grünen Erbsen und mediterranen Gemüsen…

…und dazu ein freundliches Mandalay-Bier. Das Bistro@82nd ist ein europäisches Restaurant in der Stadtmitte, eröffnet am 1. August 2014 und vielleicht ein Vorreiter der künftigen kulinarischen Entwicklung in den größeren Ortschaften Myanmars. Einer der Gründer des Bistros ist der Schweizer Renato Buhlmann, der zuvor im berühmten Strand-Hotel in Yangon kochte.

Bistro 82 – als wär`s ein Bild von Edward Hopper (Foto: Gomyanmartours)

Die 48 Plätze des Restaurants werden vor allem von ausländischen Geschäftsleuten und Touristen genutzt. Die Preise setzen vielen Burmesen eine natürliche Schmerzgrenze, ohne für unser Verständnis oder Portemonnaie übertrieben hoch zu sein.

2. Tag – immer noch im Zeichen der Pagoden

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Statt unseres gewohnten Führers Zaw Zaw kutschiert uns heute sein Freund und Kollege U Win durch den Tag, genauso freundlich, genauso ortskundig. Er besteht auf früher Abfahrt an unserem Hotel, da wir auf die andere Seite des Ayeyarwady fahren wollen, nach Sagaing und Mingon, gut 20 km vom Zentrum Mandalays entfernt.

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Auch Sagaing war im Laufe der Geschichte Hauptstadt des Königreichs. Mingun ist und bleibt ein Dorf, aber auch dort ziehen spektakuläre Bauwerke Touristen an aus aller Welt.

Wir begnügen uns mit den wichtigsten Informationen, die Zahlen erschlagen uns einmal mehr: Auf dem Hügel von Sagaing und drumherum stehen 600 Pagoden und Kloster, dazu 100 Meditationszentren. Hier leben 6000 Mönche und Nonnen.

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U Min Thonze Pagode – Freude und Andacht

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In einem Wort? Magisch! Im Inneren der „Pagode der 30 Höhlen“, die wir durch einen der dreißig schmalen Eingänge betreten, sitzen im Halbkreis 45 überlebensgroße Buddhas vor einem türkisfarbenen Mosaik. Normalerweise sind die Buddhas in Gold gefasst, doch bei unserem Besuch nahmen die Maler Anleihen bei den frühen Rolling Stones: Paint it black!

Sun U Ponnya Shin-Paya Pagode

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Es ist der herrliche Blick von der Hügelspitze, der dieses Kloster auch für Einheimische so attraktiv macht. Oder doch eher der Bronzefrosch? Jeder poliert andächtig den Schädel – das soll Glück bringen. Allein der riesige Buddha  des Tempels wirkt bei unserem Besuch ungewohnt schmallippig; er sitzt nicht bequem, er wird renoviert.

Von Sagaing nach Mingun

Auf dem Weg nach Mingun (Foto: Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Chaotischer Verkehr zwingt uns oft zu langsamer Fahrt. So bekommen wir etwas mit vom ländlichen Leben nahe Mandalay. Erreichen kann man das Dorf Mingun auch über den großen Fluss. Die Fahrt von Mandalay aus dauert etwa eine Stunde. Im Dorf aber vergehen nur wenige Sekunden, ehe wir von freundlich-hartnäckigen Jugendlichen eingekreist werden, die entweder etwas zu verkaufen oder zu erzählen haben. Meistens beides.

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Mingun mag ein Dorf sein, auch hier aber wurden Legenden in Stein gemeißelt. Das „gebrochene Herz“ zum Beispiel erinnert an eine untröstliche Mutter, die ihre beiden Kinder verlor – das Monument wird auch „Tempel der Verzweiflung“ genannt.

Der nächste Rekord: Die Pahtodawgyi-Pagode ist die größte unvollendete Pagode der Welt. Oder auch der Welt größter Ziegelhaufen. König Bodawpaya plante die Pagode einst mit einer Höhe von 152 m. 1790 begannen Tausende Fronarbeiter mit dem Bau, doch schon bald machte die Prophezeiung eines Wahrsagers die Runde, nach Fertigstellung des Bauwerks würde das ganze Land kollabieren. Damit war das Thema Pagode erledigt.

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Heute sieht es aus, als habe überall ein Blitz eingeschlagen, doch die Schäden stammen von einem Erdbeben 1838.

Meisterschaft kann zum Tode führen. Der Mann, der im Auftrag des Königs eine Glocke mit drei Metern Höhen und fast 90 Tonnen Gewicht für die Pagode goss (noch heute die zweitgrößte intakte Glocke der Welt), wurde nach vollbrachter Tat getötet. Damit er nicht in Versuchung geriet, für einen anderen Auftraggeber noch einmal ähnlich Schönes zu schaffen.

Das Zentrum der Welt

Die wunderschöne Hsinbyume-Pagode wirkt bei Sonnenschein vermutlich noch einnehmender als an unserem regnerischen Tag. Sie symbolisiert den mythischen Berg Meru, das Zentrum der Welt. Sieben mit Wellen geschmückte Terrassen stellen die sieben Meere dar, von denen der Meru nach buddhistischer Vorstellung umgeben ist.

Der Erleuchtete ist aus Marmor

Die nächste Station unseres gut ausgefüllten Tages liegt am (Rück-)Weg. Irgendwann haben wir uns gefragt, wo eigentlich all die Buddha-Statuen herkommen, besser: Wer gibt ihnen Form und Gestalt? Und so suchten und fanden wir die Straße der Buddha-Schleifer.

Mandalay: Und abends mit Beleuchtung

Foto: Faszination Fernost/B. Linnhoff

Zum Abendessen fahren wir mit dem Taxi. Auf dem Weg zum Mandalay Hill Hotel sucht nun auch uns eine Art Erleuchtung heim, besser: Beleuchtung. Mandalays Stadtväter ließen einige der Originalbauten aus der Mindon-Ära nachbilden, als begehbare Lichtskulpturen.

Erst bei Dunkelheit entfalten diese Replicas ihren Charme, dem vor allem die Einheimischen erliegen. Wir aber auch. Zunächst allerdings müssen wir im Auto warten, bis der Junkie vor uns wieder abzieht, der einige Zeit vernehmlich auf die Kühlerhaube schlägt. Unser Fahrer bleibt ruhig, die Tür geschlossen. „Ist nicht schön“, meint er lakonisch, „aber kommt vor.“

Dinner in Burma: Pizza aus Kanada

Wie viele seiner Landsleute, so ist auch Willie Fong nach der politischen Wende aus dem Ausland in die burmesische Heimat zurückgekehrt. Mit der Erfahrung von 25 Jahren im Pizzabacken. Die fließen nun ein in Pizzen unterschiedlicher Größe und Geschmacksrichtung im Restaurant „Shwe Pizza“. Mintgrüner Außenanstrich, schwer zu verfehlen (31. Straße, zwischen der 80. und 81. Straße). Für uns ein bodenständiger Abschluss nach zwei Tagen vornehmlich spiritueller Kost.

Foto: Shwe Pizza/Facebook

Fotos, so weit nicht anders ausgezeichnet: Faszination Fernost/B. Linnhoff, Kesorn Chaisan

Mandalay Hill (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

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