Flitterwochen? Alles eine Sache der Planung!

Foto: Life to go

In jungen Jahren sind Flitterwochen leicht zu planen. „Wohin geht`s?“, fragte ich damals einen frisch getrauten Freund. „Irgendwo ans Meer“, sagte er, „aber Carla weiß schon, dass wir das Zimmer nicht verlassen.“

Noch war jener große Stern im Westen nicht aufgegangen, der den Namen political correctness tragen sollte.

Himmelbett in Ubud (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Auch bei späteren Eheschließungen kam ich über die Rolle des Trauzeugen nie hinaus, blieb aber ein interessierter Beobachter. Mir fiel auf, wie schwer dieser Mythos Flitterwochen auf manchen lastet mit seinem Übergepäck an Erwartungen.

Sollte der Hochzeitstag der schönste Tag im Leben sein, was heißt das für die Flitterwochen? Zenit schon überschritten? Von nun an geht`s bergab? Der Anspruch an einen gelungenen Honigmond bleibt jedenfalls hoch: Traumurlaub – sowieso. Mehr Honig als Mond – natürlich. Zur Abrundung eine Prise Sozialprestige bei der Wahl der Location, damit die daheim Gebliebenen in die Tischkante beißen.

Mit zunehmendem Alter der Getrauten, so lernte ich, wurde in den Flitterwochen das Rahmenprogramm immer wichtiger. Kultur, Natur, diese Sachen. Wobei Kultur meist nur ein anderes Wort war für Gastronomie.

Nusa Lembongan, Insel nahe Bali (Foto Faszination Fernost/Kesorn Chaisan)

Jetzt aber, im Sommer 2017, traf es mich persönlich, den Spätberufenen. Meine Frau Toey wählte das Ziel. Sie träumte von Bali, wie so viele ihrer thailändischen Landsleute. Gleichauf an der Spitze der Wunschliste: die Malediven. Doch Sand und Meer allein reichen mir schon lange nicht mehr. Es geht um das Rahmenprogramm, wir sprachen davon.

Bali also. „Was ist sonst noch wichtig?“, fragte ich Toey. „Up to you“, sagte sie. Hört sich easy an. Ist aber eine gebührenfreie Einladung ins Minenfeld. Denn nun musste ich vage Wünsche erahnen. Das Spiel kannst du nur mit viel Glück gewinnen.

Oder gar nicht.

Eine Erkenntnis, die frei macht.

Reisterrassen Bali 2004 (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Bali kannte ich von früheren Besuchen. Hatte schon einiges gesehen, mich reizte Neues. So plante ich unsere Hochzeitsreise wie meine Solo-Trips. Konsequent nach meinen Vorstellungen. Konsequent jenseits der Klischees, die Bali für alle zum Traumziel machen. Auch für meine Frau, wie ich noch erfahren sollte.

Acht Hotels: Sind wir auf der Flucht?

Hotel Puri Saron in Seminyak/Bali (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Das Ergebnis meiner Planungen fiel unter den Begriff Ansichtssache. Die einen sagten Flitterwochen, doch auch mit Flatterwochen lag keiner daneben. Acht Hotels in 14 Tagen, sechs Flüge, zwei Speedboot-Fahrten, davon eine sehr bewegt, und Stunden in Minibussen. Als wären wir auf der Flucht.

Toey auf Bali (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Schon vor Jahren hatte mir eine Wahrsagerin nächtens auf der Sukhumvit Road in Bangkok prophezeit: „Solltest du je heiraten, wird es eine Frau mit Humor sein.“ Warum? „Eine andere kriegst du nicht.“ Heute sage ich: Ich kenne keinen positiveren Menschen als meine Frau, und geländegängig ist sie auch noch.

Thank you, Toey, for two exciting weeks! And a big kiss.

Warm up in Bangkok

Bangkoks Skyline von ziemlich weit oben (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Das Flitter-Aufwärmprogramm sah entspanntes Nachtleben in Bangkok vor: Sundowner in der Skybar des Lebua-Hotels, danach im Nachtclub Maggie Choo`s atmosphärisch ein bisschen altes Shanghai.

Blick auf Bangkoks höchstes Bauwerk: Maha Nakon, in der Bildmitte (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Da wir beide Destinationen zu Fuß erreichen wollten, quartierten wir uns gleich im „Lebua“ ein. 54. Stock, ganze zehn Stockwerke von der Skybar entfernt.

Hoch genug für den Ausblick auf Bangkoks Skyline mit dem nun höchsten Gebäude der Stadt: Maha Nakhon, 373 Meter hoch, 77 Etagen, konzipiert vom deutschen Architekten Ole Scheeren. Mit dem irritierenden optischen Effekt, dass der Neubau schon jetzt zu bröckeln scheint.

Der erste Drink in der Sirocco Bar, der „Signature Cocktail“, war im Zimmerpreis mit drin. „Sky Devil“ hieß das Gesöff, das Aushängeschild der Skybar. Kreiert von Valerio Politano, Italiener und residierender Chef-Mixer: Olmeca Tequila als Basis, dazu Limettensaft, Sirup von der Agave, rote Pepperoni und eine Prise schwarzen Pfeffers. Ein Drink muss gar nicht so kompliziert sein, um den Blick für die Nacht zu schärfen.

„Der Schrei“, heute mal erotisch

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Im „Maggie Choo`s“, Bangkoks Nightclub Nr. 1, dominierten an diesem Abend die Fotos des Franzosen Dop Ameen. Seine Ausstellung „Bangkok Psycho“ variierte Edvard Munchs Gemälde „Der Schrei“ erotisch.

Die akustisch-optische Untermalung kam von Rammstein. Eine sehr spezielle Atmosphäre; wir gingen früh, aber ungern.

Rundlauf im Maggie Choo`s (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)
Toey und Der Schrei im Maggie Choo`s (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Am nächsten Morgen startete der Flug mit Malaysian Airlines via Kuala Lumpur nach Bali.

Beitragsfoto: Lebua – kein anderes Foto zeigt die Faszination des „Sirocco“ so wie dieses!

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