Steve McCurry und das afghanische Mädchen

Steve McCurry House of Lucie Bangkok
Foto: Fasztination Fernost/B. Linnhoff

Zur Eröffnung floss der Champagner, ohne mich. Erst Wochen später bin ich dreimal am „House of Lucie“ vorbeimarschiert – so schmal ist das Gebäude in der Ekkamai Road. Drinnen aber sind es drei Stockwerke, die den Bildern in Bangkok eine neue Heimat geben.

Immerhin war ich bei meinem Besuch früh genug dran, um noch die allererste Ausstellung genießen zu können. Und um mir von den ikonischen Fotografien selbst ein paar Bilder zu machen.

Steve McCurry (66) bereiste die Welt, um alte Tradtionen auf Film zu bannen und das Verschwinden so mancher Kultur. Weltberühmt wurde (s)ein ganz besonderer Augen-Blick: Das „Afghan Girl“ erschien im Juni 1985 auf dem Cover von National Geographic.

House of Lucie Bangkok
Foto: Faszination Fernost/B. Linnhoff

Gute Freunde kann niemand trennen

Hossein Farmani ist ein alter Freund McCurrys. Fotograf, Galerist, Kurator, Philantrop. Eine gewichtige, eine leidenschaftliche Stimme in der Welt der Lichtbildner und einer jener Menschen, die unfassbar viel in ein einziges Leben packen. Nach seiner Auswanderung in die USA gründete der gebürtige Iraner die Fotomagazine VUE und Foto-Folio, besaß Galerien in New York und Los Angeles. Seine Kollektion wertvoller Fotoprints zählt 30 000 Abzüge.

2012 zog Farmani nach Bangkok, heiratete und startete die Rooftop Gallery, deren Ausstellungsparties mit ihrer wilden Mischung aus Mode, Musik und Fotografie Bangkoks High-Society anlockten. Das Ende des Mietvertrages 2015 besiegelte auch das Ende der Galerie. Nun also House of Lucie.

„Ich will jetzt und künftig die besten Fotografen der Welt ausstellen,“ sagt Farmani, und er begann mit Steve McCurry und mehr als 180 Bildern aus vier Jahrzehnten.

Südasiens intensiver Mix aus Kulturen, Ritualen, Farben und Chaos zog McCurry vier Jahrzehnte lang in diese Region; bevorzugt nach Indien. In dieser Umgebung wirkt Robert de Niro wie Kai aus der Kiste; der Amerikaner ist im House of Lucie der eigentliche Exot.

Der Entdeckung, dass die jüngeren Bilder McCurrys graphisch verändert wurden, folgte eine kontroverse Diskussion in Fotografen- und Fankreisen. „Meine Rolle hat sich geändert“, argumentierte der Amerikaner, „weg vom Reporter hin zum visuellen Geschichtenerzähler.“ Galerist Farmani begrüßte die Kontroverse, denn: „In der Fotografie, in der Kunst geht es letzlich darum, Diskussionen zu provozieren.“

Fotos: Bernd Linnhoff

Reminiszenz an den verstorbenen König Bhumibol – selten sah man ihn ohne Kamera

House of Lucie

1 Ekkamai Soi 8, Sukhumvit 63

Bangkok

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Eintritt frei