42 Meter hoch – der Buddha als Sitzriese

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Er blickt herab auf die Hauptstadt, und von dort aus sieht man ihn hoch oben auf dem Berg: Mit 42 Metern lichter Höhe outet sich der Buddha Dordenma als Sitzriese. Die Bauarbeiten dauerten neun Jahre, von 2006 bis 2015, und damit fünf Jahre länger als geplant. Aus dem benachbarten Sikkim kamen die Einzelteile, die Arbeiter zumeist aus Indien. Viele Bhutaner pilgerten schon auf den Berg, da wurde der Buddha noch von einem Gerüst gestützt.

Die Shakyamuni-Statue des Dordenma beherbergt in ihrem Inneren 100 000 vergoldete kleine Bronze-Buddhas à 20 Zentimeter Höhe und 25 000 à 30 cm Höhe. Die Baukosten für die gesamte Anlage betrugen zum Ende deutlich mehr als 100 Millionen Dollar, die Statue allein kostete 47 Millionen US-Dollar und wurde von einer chinesischen Firma gebaut. Auf der offiziellen Homepage  wird die Bauphase in Wort, Bild und Videos dokumentiert.

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National Memorial Chorten

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Die Gedenkstätte wurde 1974 für den langjährigen, enorm populären Regenten Jigme Dorji Wangchuck (1928–72) gebaut. Wie eng die Verbindung der Bhutaner zu ihrem dritten König und zugleich zum buddhistischen Glauben ist, zeigen Tag für Tag vor allem die Alten, die nicht mehr Erwerbstätigen. Während die Kinder auf dem Weg zur Schule in die Anlage hinein- und nach kurzem Gebet wieder herausflitzen, schlurfen die Senioren bedächtigen Schrittes heran, umkreisen die Stupa dreimal und verweilen anschließend Stunden bei den Gebetsmühlen im Hof.

Buddhisten gehen links um die Gebetsmühlen herum, und dann drehen sie sie auch noch auf links. Rund um die Stupa heißt es ebenfalls: immer links herum, im Uhrzeigersinn. Ein Gebet im Gehen, mit einer Art Rosenkranz in den Händen, um nach dem Tod in ein besseres Leben hineingeboren zu werden. Dann vielleicht sogar rechtsdrehend.

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3050 m hoch: Wie Sie sehen, sehen Sie wenig

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Auf dem Weg von Timphu nach Punakha wird die Luft dünner, denn wir müssen über den Dochu La (Dochu Pass). 3050 m über dem Meeresspiegel stehen 108 Pagoden im Kreis, sie sollen an die Gefallenen eines Freiheitskampfes erinnern. Andere Quellen besagen, sie seien zu Ehren des vierten Königs Jigme Singye Wangchuk erbaut worden. Wem auch diese Version nicht gefällt, dem sei eine dritte offeriert: Königin Ashi Dorij Wangmo Wangchuk ließ die 108 Stupas zu Ehren der siegreichen Armee Bhutans errichten.

Bei guter Sicht hat man von hier einen ausgezeichneten Blick auf den Ost-Himalaya mit dem Gangkar Punsum – das ist der höchste Berg Bhutans mit 7 550 Metern. Bei Nebel und Dunst sehen wir an diesem Tag gerade mal 100 Meter weit in den Bergwald hinein mit seinen Flechten und Gebetsfahnen.

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Die Dzongs: Geschichte und Gegenwart

Der Punakha-Dzong (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Keine Ahnung, ob die Zentren des staatlichen und religiösen Lebens auch in anderen Ländern unter einem Dach vereint sind – in Bhutan jedenfalls residieren sie Tür an Tür. In den Dzongs, den Klosterburgen, die einst auch Trutzburgen waren gegen einfallende Tibeter.

Protz mag der Drachenkönig nicht

Am Ufer des Wangchu in Timphu liegt ein beeindruckender Gebäudekomplex. 1641 errichtet, wurde der Tashichho Dzong 1962 durch den damaligen König Jigme Dorji Wangchuk nach historischem Vorbild restauriert und ausgebaut. Zu dieser Zeit löste Timphu Punakha als Hauptstadt ab.

Der Tashichho Dzong beherbergt heute Regierung, Thronsaal des Königs, wertvolle Heiligtümer Bhutans sowie den Sommersitz der nationalen Mönchsverwaltung. Da König Jigme Khesar Namgyel Wangchuck jegliche Art von Protz ablehnt, wohnt er mit seiner Gemahlin nicht im „Palast“, sondern in einem vergleichsweise kleinen Haus in der Nachbarschaft.

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Geheiratet hat der Drachenkönig die 21-jährige Pilotentochter Jetsun Pema 2011 allerdings in der ehemaligen Kapitale Punakha, dem heiligsten Ort des Landes, in der dortigen Klosterburg. Es ist die zweitälteste im Land, gebaut 1637; hier liegt Bhutans Gründer begraben, Shabdrung Ngawang Namgyel. Der zweite Name des Punakha Dzongs lautet Pungthang Dewachen Phodrang, „Palast des großen Glücks“. Ein gutes Omen für das junge Brautpaar.

Der Punakha Dzong hat festliche Zeremonien erlebt und auch diverse Katastrophen: Vier verheerende Brände, ein Erdbeben, zahllose Überschwemmungen. Denn das Kloster liegt an der Vereinigung zweier Flüsse: Pochu (Männlich) und Mochu (weiblich). Nach jedem Desaster fanden sich Unternehmer, Handwerker und Künstler zur Restaurierung ein. Sie arbeiteten, wenn man das bei einem buddhistischen Bauwerk sagen darf, für Gotteslohn, also umsonst. Aber nur im engeren Sinn, denn Ihr Einsatz sammelte reichlich gutes Karma an. Zugleich wurde der Dzong zum eindrucksvollen Schaufenster für die Fähigkeiten der edlen Helfer, die in der Folge mit privaten Aufträgen belohnt wurden.

Die Brücke, die heute über den Mochu, den „weiblichen Fluss“ zum Eingang des Dzongs führt, wurde von der deutschen Gesellschaft „Pro Bhutan“ mit Spendenmitteln finanziert, gebaut und vom deutschen Botschafter Harald N. Nestroy 2008 eröffnet.

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Unser Bhutan-Trip:

Bhutan (1) – Fertig vom Landen
Bhutan (2) – Glück ist wichtiger als Kohle
Bhutan (4) – Besuch der alten Dame
Bhutan (5) – Mythen, Märkte und Magie
Bhutan (6) – Mit dem Pferd zum Tigernest
Bhutan (7 und Schluss) – Das letzte Shangri-La