Besuch bei Waldmenschen und Clowns

„Give way!, Give way!“ riefen die Ranger, und „Danger!“. So schien mir nach dem ersten Schnappschuss ein höflicher Sidestep die beste Wahl. Reale Gefahr hätte nur bestanden, wenn ich dem Chef den Weg versperrt hätte. Der Chef war ein Orang-Utan-Männchen, das nach dem Mittagfressen im Sepilok Orang Utan Rehabilitation Centre im Unterholz verschwunden war und aus dem Nichts unmittelbar vor uns wieder auftauchte. Exakt einen Meter von mir entfernt.

Mahlzeit (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Es sind diese Momente, die sich jeder erhofft, der in der Natur Südostasiens unterwegs ist. Dabei muss es nicht der ungezügelte Dschungel sein, wie unser Besuch zeigte – auch im Sepilok Centre ist die Wildbahn frei, will heißen: zumindest nicht eingezäunt. Sepilok im Bundesstaat Sabah gilt mit 4300 Hektar als das weltweit größte Schutzgebiet für Orangs, und Schutz benötigen unsere engsten Verwandten seit langem und dringend.

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Über Jahrzehnte wurde ihr Lebensraum von Menschen reduziert, nur zwei Prozent sind heute Schutzgebiete. Der Rest wird kleiner und kleiner, auf Borneo in Malaysia auch durch Brandrodungen, um Platz für Palmölplantagen zu schaffen.

Fotos Faszination Fernost/B. Linnhoff

Im Reservat in Sepilok werden die Menschenaffen wieder an ihr ursprüngliches Habitat gewöhnt und im Erfolgsfall ausgewildert. Auch dann kehren sie gerne und meist sogar pünktlich zu den Mahlzeiten ins Rehazentrum zurück. Zur Freude der Touristen, die den Orang-Utans hier so nahe kommen dürfen wie nirgends sonst. Manchmal noch näher als gedacht, siehe oben.

Fotos Faszination Fernost/B. Linnhoff

Spenden und Eintrittsgelder der Touristen finanzieren zwar einen Teil der Arbeit in Sepilok, doch Berührungen mit den Tieren sind naturgemäß strikt untersagt. Im Nachhinein waren wir uns jedoch nicht ganz sicher, ob auch die Orangs und die Lang- und Kurzschwanz-Makaken von der Null-Kontakt-Regel wussten.

Zweier ohne Steuermann (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Während unserer Tage am Kinabatangan-River gewannen die Makaken beider Schwanzlängen die Sympathien aller Beobachter. Umtriebig, meist in Rudeln durch die Wipfel eilend und stets zu neuen Stunts bereit, profilierten sie sich in kürzester Zeit als die Clowns des Waldes.

Versuch`s mal mit Gemütlichkeit (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Weitere Beiträge zu Borneo in meinem Blog:

Borneo: Die Kopfjäger fahren heute Taxi
Weltmusik im Dschungel von Borneo
Mein Paradies: Gaya Island auf Borneo
Asien Open Air: Street Art in Kuching
Hotel-Tipp Kota Kinabalu: The Jesselton