Ein Besuch im staatlichen Elefantencamp

Parade (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Elefantenparade, wie einst im Disney-Klassiker „Dschungelbuch“. Auf leisen Sohlenpolstern schaukeln sie an uns vorbei, zwei Schritte entfernt, im Gänsemarsch, wenn das schiefe Bild erlaubt ist. Ältere und jüngere Exemplare, Kühe und Bullen, in unterschiedlichen Größen und Grautönen, hin und wieder die Rüssel in Richtung Besucher streckend und schnuppernd, wie denn diese seltsamen Gestalten am Wegesrand so einzuordnen sind.

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Woher kommt sie nur, diese angstfreie Selbstverständlichkeit, mit der selbst Kleinkinder die Nähe eines Elefanten suchen? Diese kindliche Unbefangenheit, mit der Junge und Alte nach einem Rüssel greifen, der sie aus den Schuhen hauen könnte?

Kaum zu glauben, dass ein so beliebtes Lebewesen in Asien vom Aussterben bedroht ist.

Das erste staatliche Elefantencamp

Mehr als 50 asiatische Elefanten genießen Wohn- und Ausbildungsrecht im Thai Elephant Conservation Center (TECC), gelegen am Highway 11 zwischen Chiang Mai (gut eine Fahrstunde entfernt) und Lampang (28 km entfernt) im Norden Thailands. Vorrangig einheimische Familien und Schulklassen besuchen Thailands staatliches Elefantencamp, 1993 gegründet unter der  Schirmherrschaft von König Bhumibol Adulyadej persönlich.

Foto: Faszination Fernost/B. Linnhoff

Auch eine staatliche Institution wie das Conservation Center steht unter Kostendruck. Auch hier vertilgt jedes Tier täglich zwischen 200 und 250 kg an pflanzlicher Nahrung. Moderate Eintrittspreise sollen dennoch auch niedrigen Einkommensklassen den Besuch ermöglichen.

Einkommensquelle: Papier aus Elefantendung (Foto Faszination Frnost/B. Linnhoff)

Schutz und Management der Elefanten haben heute wenig mit Romantik zu tun. Dafür mehr mit Wissenschaft, moderner Technik und der Notwendigkeit, peu à peu verschwindendes, traditionelles Wissen über den Umgang mit Elefanten festzuhalten. Im eigenen Hospital werden in Lampang kranke und verletzte Elefanten behandelt; die erste mobile Elefantenklinik des Königreichs übernimmt Behandlungen im Land.

2004 kam das National Elephant Institute (NEI) hinzu. Am selben Ort, was die interessierte Öffentlichkeit zunächst einmal verwirrte. Das NEI ist jedoch weder Doublette noch Konkurrenzorganisation, sondern eine Art Denkfabrik, die sich um die Zukunft der gefährdeten Giganten kümmert.

Showtime fürs Futter

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff 

Bis heute habe ich nicht herausfinden können, wem das Baden der Dickhäuter mehr Vergnügen bereitet – den prustenden Tieren oder den Zuschauern.

Auch im Thai Elephant Conservation Center müssen die Elefanten dem verehrten Publikum eine Show bieten. Stöcke werfen, Hüte schwenken, Baumstämme schieben und stapeln, Bilder malen – das hat mich erstaunt. In solchen Momenten denke ich an die Worte von Bodo Förster, der in seinem Leben mehr als 200 Elefanten trainiert hat: „Natürlich sind diese Aktivitäten nicht artgerecht – sobald der Mensch eingreift, kann man nicht mehr von artgerecht sprechen. Doch grundsätzlich gilt: Elefanten zu beschäftigen ist besser, als sie herumstehen zu lassen. Wenn sie nicht überlastet werden, ist Beschäftigung gut für Physis und Psyche.“

Viele Tierfreunde und erst recht Tierschutz-Aktivisten kritisieren das Elefantenreiten im Korb. Die Forderung, alle domestizierten Elefanten freizulassen in Reservate, ist jedoch aus vielen Gründen unrealistisch – vor allem fehlt der Platz für Reservate. Die Zahl der wilden Elefanten in Thailand nimmt dank erfolgreicher Schutzmaßnahmen zu, was in Verbindung mit schwindendem Lebensraum zu unschönen Szenen führt, Stichwort „Mensch-Elefanten-Konflikt“.

Fotos Faszination Fernost/B . Linnhoff

Im Conservation Center tragen mehrere Restaurants und Souvenirläden zur Finanzierung der Elefantenhaltung bei. Ausländer können gegen eine Kursgebühr die wichtigsten Kommandos lernen und durch das bewaldete Areal reiten – ein Zertifikat bestätigt ihnen, die einfachsten Tätigkeiten eines Mahuts bewältigt zu haben, eines Elefantenführers also. Das Konzept geht zurück auf Bodo Förster, der seit 2000 in seinem Unternehmen Elephant Special Tours genau das anbietet.

Foto: Faszination Fernost/B. Linnhoff

Nach der Show dürfen die Besucher den Tieren wieder nahe kommen, zum Füttern vor allem, für Fotos auch. Denn dies ist Anfang und Ende unserer Faszination für Elefanten: Die Nähe zu einem sanften Riesen.

Bye, bye (Foto: Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Thai Elephant Conservation Center, Km 28-29 Lampang – Chiang Mai Highway, Hang Chat, Lampang, Tel. +66 54 829 333

Eine ausführliche Geschichte zur Situation der Elefanten in Thailand steht auf der Website der Thailand Spezialisten.

Weitere Links zum Thema:

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Interview Bodo Förster: Elefanten in Camps müssen Geld verdienen
Interview Bodo Förster: Ich nehme die Knarre nicht in die Hand