Perfekter Abend in Mandalay

Die U-Bein-Brücke südlich von Mandalay ist die längste und älteste Teakholzbrücke der Welt. Rekorde geben mir nicht viel. Doch sollte ich den einen Grund nennen, der mich nach Mandalay lotste, wäre es eben diese Brücke. Genauer: U Bein bei Sonnenuntergang.

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff
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Wie oft habe ich mir daheim die Fotos angeschaut: Selbstvergessene Mönche in ihren bordeauxroten Kutten auf den Holzplanken, im warmen Schein der sinkenden Sonne zum Schattenriss veredelt. Etwas in der Art, weisste Bescheid.

Die Brücke über dem Taungthaman-See steht seit etwa 1850, auf sie ist also Verlass. Wer aber garantiert einen dieser Social-Media-Prestige-Sonnenuntergänge? Und das zur Regenzeit? Also waren wir – meine Partnerin Toey und ich – gespannt, ob uns das Privileg eines perfekten Spätnachmittags zuteil werden würde. Beim Timing verließen wir uns ganz auf unseren Guide Zaw Zaw.

Der See liegt etwa zehn Kilometer von der Stadtmitte entfernt, und Zaw Zaw wusste, dass wir im bunten Treiben am Ufer zunächst noch mit einem der lokalen Bootsführer verhandeln mussten. Denn vom See aus soll die Sonne besonders eindrucksvoll sinken.

Danach blieb uns Zeit, bis etwa zur Hälfte über die Brücke zu spazieren. 1,2 km lang, ist sie an vielen Stellen verwittert, teils durch Betonpfähle stabilisiert und für die Einheimischen immer noch die praktischste Verbindung zwischen Mandalay und der alten Königsstadt Amarapura.

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Über 1200 Teakholzpfeiler stützen die Konstruktion; für ein durchgehendes Geländer fehlte offenbar genügend Restholz, so dass die drei Meter über dem Wasser schwebende Brücke eher Schwindelfreien zusagt. Gegen Ende der Regenzeit aber scheint der Laufsteg direkt auf dem See zu liegen.

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Zur rechten Zeit stiegen wir die Treppe hinunter zur Anlegestelle des kleinen Bootes, der sehnige Ruderer legte ächzend los, und die Sonne sank im Rhythmus unserer Wünsche. Denn sie fiel nicht vom Himmel, wie so oft in den Tropen, sondern versank sanft über dieser einzigartigen Brücke.

Im Gegenlicht sahen wir einen selbstvergessenen Mönch, eher eine Skulptur in Dunkelrot.

Es gibt immer nur diesen Moment. Ist das die Definition von Glück?

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Praktische Tipps

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Für etwa 25 US-Dollar ( ca. 20 000 Kyat – gesprochen: Tschat) kannst du ganztägig Fahrzeug plus Fahrer mieten, der dir die Sehenswürdigkeiten Mandalays zeigt. Reisende mit kleinem Budget bevorzugen für den Ausflug zur U-Bein-Brücke den Pickup-Truck für etwa 400 Kyat – eine sehr preiswerte, laute und nicht ganz so bequeme Lösung.

Der Bootsführer am Taungthaman-See verlangte zunächst 12 US-Dollar; wir boten acht, wie uns zuvor von informierter Seite geraten worden war. Nach einer unvergesslichen halben Stunde auf dem See erhöhten wir durch Tip auf 10 Dollar – das Stehend-Rudern ist ein ziemlicher Knochenjob, auch wenn es das Boot ist, das laut ächzt und nicht der Ruderer.

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Notiz zum Schluss: Manchmal möchte man ja wissen, was fremde Namen zu bedeuten haben. U Bein – welches Geheimnis steckt dahinter, eine Tragödie gar oder ein Fabelwesen?

Der Bürgermeister, der die Brücke bauen ließ, hieß U Bein.

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

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