Es muss nicht gleich eine Harley sein

Die schönste Art, Koh Phangans Natur und ihren bunten Alltag sehenden Auges und vergnügt zu entdecken, ist immer noch die auf zwei Rädern. Motorisiert sollten sie allerdings sein – der Normalo-Radfahrer kommt auf den Serpentinen der teils gebirgigen Insel schnell an seine Grenzen.

Die Hauptrouten im Westen und weitestgehend auch im Osten sind über die Jahre mit Asphalt gesegnet worden. Ein paar der einst allgegenwärtigen Schlagloch-Pisten mit ihren tiefen, vom Regen gefrästen und bei Sonne sandigen Furchen gibt es immer noch, doch abseits der großen Straßen. Die steile Abfahrt beispielsweise zum Bottle Beach im Nordwesten, eine Herausforderung auch für geübte Fahrer.

Fotos Faszination Fernost/B. Linnhoff

Ab 250 Baht (etwa 6,50 Euro) am Tag sind die Mopeds, Roller oder Motorräder zu mieten. Wir haben uns je einen gemütlichen Tag Zeit genommen für die Westroute (vom Hauptort Thongsala vorbei an den Stränden Haad Plailaem, Haad Yao und Haad Salad bis hinauf nach Koh Ma und zum Fischerdorf Chaloklum) und die östliche Variante (von Thongsala zu den Zwillingsstränden Thong Nai Pan Noi und Yai, mit einem Abstecher nach Haad Than Sadet).

Chaloklum (Foto: B. Linnhoff/Faszination Fernost)

Bei eher entspanntem Tempo sahen wir ein Koh Phangan, dass an vielen Stellen den gleichen einfachen Charme versprüht wie bei meinem ersten Besuch vor 25 Jahren. Bei unserem Trip kamen wir sogar bis ans Ende der Welt.

Koh Phangan
Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Wo es uns gefiel, hielten wir an. Beim Bistro L`Alcove etwa am Hinkong Beach im Westen, wo Karine und Mélanie passioniert beweisen, dass radikale Entschlüsse der Lebensqualität durchaus zuträglich sein können: Sie ließen ein forderndes Berufsleben in Paris hinter sich und genießen französischen Wein und französische Küche nun im entspannten Ambiente Phangans. Geräumige, einfach eingerichtete und und meist früh gebuchte Bungalows und Villen im Thai-Stil gehören zum Komplex; auch das neue Leben der beiden Gallierinnen hat mit Arbeit zu tun.

Fotos Faszination Fernost/B. Linnhoff

Zum Abschluss eines Zweirad-getriebenen Tages empfehlen wir einen Salto mit Schraube ins Klischee. Natur schlägt Photoshop. Wenn bei Phangan die rote Sonne im Meer versinkt, genießen wir das Schauspiel mit Gleichgesinnten in der Amsterdam Sunset Bar. Bei sanften Reggae-Klängen. Mit einem Bier in der Hand. Oder einem Glas Wein. Oder einem offensiv gemixten Singapore Sling. Up to you, wie die Thailänder zu sagen pflegen.

Sonnenuntergang auf Koh Phangan vor der Amsterdam Bar (Foto: Khun Disco/Faszination Fernost)

So haben wir uns das Relaxen im Golf von Thailand immer vorgestellt. Genau so. Wie sagten schon die Maori, die Ureinwohner Neuseelands?

„Alles herannahende Unglück in der Welt geschieht nur, weil einer mehr tut als er muss.“

Es war nicht nötig. Ich hätte das sandige, geröllige, steile Stück nicht hochfahren müssen. Nicht mit meiner Frau Toey auf dem Rücksitz. Der Unfall verlief relativ glimpflich, für meine Frau jedoch äußerst schmerzhaft. Wir hatten Glück. Am Thong Nai Pan Yai Beach fanden wir nur eine halbe Stunde später eine erfahrene und bestens ausgebildete Krankenschwester. An einem Sonntag. Danke für den sonntäglichen Einsatz der Schwester und die Erinnerung daran, dass Koh Phangans nicht immer asphaltierte Serpentinen, Hänge und Anstiege immer auch höchste Aufmerksamkeit erfordern.