Im Herzen von Bangkoks Chinatown

Chinatown bei Nacht (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Ab und an trifft Lily immer noch Männer, die glauben, Frauen seien eher dem Detail verhaftet als dem großen Bild. Anders gesagt: Frauen sind pingelig. Lily regelt solche Situationen freundlich, direkt und in wörtlicher Rede. So hilft sie den Männern über das schmale Brett, das vom Vorurteil zur Einsicht führt wie die Brücke am Eingang des Shanghai Mansion zur Rezeption.

Die Männer wissen nicht, dass Lily Udomkunnatum in New York sozialisiert wurde, als junge Frau und einzige Thailänderin inmitten frei laufender Alpha-Männchen einer großen Investmentbank. „Danach war ich auf alles vorbereitet“, sagt sie. Vor allem auf die Brusttrommler.

Die Frau hat sehr wohl das große Ganze im Blick und dazu die passenden Details. Mit ihrer Burasari Gruppe betreibt Lily außergewöhnliche Boutique Hotels. Eines davon ist eben das Shanghai Mansion in Bangkoks Chinatown, unweit des Hauptbahnhofs Hua Lamphong.

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Dieses Hotel hatte ich schon lange auf dem Zettel, dort wollte ich unbedingt mal übernachten, und manchmal klappt so was dann auch.

Das Shanghai der Zwanziger und Dreißiger Jahre feiert in Bangkok schon seit einiger Zeit fröhliche Wiederauferstehung, zumindest bei den Designern von Hotels und populären Nachtclubs wie Maggie Choo`s. Gerne bin ich dort als Zeitreisender zu Gast, auch wenn ich leider auf die Dekadenz des alten Shanghai verzichten muss.

Bühnenbild mit Spannungsbogen

Lobby, Shanghai Mansion Hotel (Foto: Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Lily Udomkunnatum führt ihre Häuser wie eine Theaterproduktion. Mit opulentem Bühnenbild und romantischem Spannungsbogen. Es ist ihre Art, im härtesten und phantasiereichsten Hotelmarkt der Welt erfolgreich zu sein. Eben auch wirtschaftlich. Denn Frau Udomkunnatum liebt nicht nur präzises Design, sondern auch Zahlen und exakt kalkulierte Budgets. New Yorker Schule halt.

Die beiden Restaurants des Shanghai Mansion (Cotton Breakfast und Red Rose) offerieren vorzügliche Küche, kämpfen jedoch gegen die vielfältige Konkurrenz der Garküchen in Chinatown.

Shanghai Terrace (Foto: Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Mit Livemusik und direktem Blick auf die wuselige Yaowarat Road hat sich die Jazz Bar (Shanghai Terrace) im Erdgeschoss als beliebter Treffpunkt auch für die etabliert, die keine Übernachtung im Hotel buchen.

Im angrenzenden Red Rose Restaurant staunten wir über die Wirkungstreffer, die uns die innovativen Cocktails verpassten. Mein Shanghai Sour wurde in einer harmlos scheinenden chinesischen Tasse serviert, deren Form eher Tee versprach als den toxischen Mix aus Sangsom Thai Rum, chinesischem Bambus-Whiskey, Maraschino Liqueur, Egg White
(dimmt die Schärfe eines Drinks herunter), Limettensaft und Rosinen.

Toeys Cocktail Chinatown kam gleich in einem bowlenartigen Gefäß daher, welches diverse chinesische Schnäpse (Fen Chiew Chinese Spirits), Kräutersirup, Limette und braunen Zucker beherbergte. Über den Braunen Zucker, das nur nebenbei, heißt es auf Wikipedia: Die Unreinheiten in solchen Süßstoffen verstärken die Unreinheiten in den Spirituosen. Cheers.

Zwei Nächte

Zwei Nächte lang war das Shanghai Mansion bei meinem ersten Besuch Schlafstatt und Ausgangspunkt für die Wanderungen durch Chinatown. Und nicht zuletzt gelungenes Beispiel dafür, dass es immer noch Menschen gibt, die – im Gegensatz zu Bangkoks Politikern – das historische Erbe der thailändischen Hauptstadt bewahren wollen.

„Wir können nur mit gutem Beispiel vorangehen“, sagt Lily Udomkunnatum, „so haben wir eine historische Immobilie erworben und renoviert, um mit modernen Mitteln die Vergangenheit aufzuwerten, ohne sie zu zerstören.“

Die Liebe zum Detail (Foto: Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Fotos: Faszination Fernost/B. Linnhoff, Klaus Hoeltzenbein

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