Sohn Jonah schließt den Kreis

Reinhard Fabisch mit Söhnchen Jonah; links neben ihm Heribert Bruchhagen (Foto Hans-Bernd Kemper)

„Der 14. November 2021 wäre ein großer Tag gewesen für Reinhard `Reini` Fabisch“, postete sein Freund Rüdiger Schrader dieser Tage auf Facebook, „denn sein Sohn Jonah bestritt sein erstes Länderspiel für Simbabwe. Aber Reini durfte diesen Tag nicht mehr erleben. Er erlag am 12. Juli 2008 im Alter von 57 Jahren einem Krebsleiden. „

„Ich studierte Jura und durfte als einziger Nicht-Sportstudent bei der Uni-Mannschaft mitmachen“, erinnert sich Schrader, „als Reinhard deren Spielertrainer war. Nach seiner Ausbildung ging er als DFB-Fußballlehrer nach Afrika, Barbados, Nepal, Oman, Dubai und Kuwait. Unser Kontakt riss nie ab. Wir feierten in vielen unvergessenen Nächten Erfolge wie den Europapokal-Sieg von Borussia Dortmund 1997 in München oder das WM-Finale in Rom 1990. Wir hätten auch den 14. November 2021 gefeiert, wo immer der Fußballvagabund gerade gesteckt hätte. 

So aber bin ich sicher, dass Reini auf seiner Fußball-Wolke verfolgt hat, wie Jonah in der 55. Minute des Länderspiels gegen Äthiopien eingewechselt wurde, im Trikot Simbabwes.

Sein Vater war Trainer und Baumeister jener Mannschaft, die sie damals in Simbabwe The Dream Team nannten. Zweimal das Finale des Afrika-Cups erreicht, die Qualifikation zur WM 1994 knapp verpasst trotz eines 4-1 Sieges gegen Bafana Bafana, Südafrikas Nationalmannschaft, damals eine Macht. The Simbabwe Herald schrieb über Reini: A father and a Football Coach, who made this country dare to dream.“

Im Jahr 2000 heiratete Reinhard Fabisch die simbabwische Rekordhalterin im 100-Meter-Hürdenlauf, Chawada Kachidza. Ein Jahr später, als Reinhard zum dritten Mal Nationaltrainer in Kenia war, kam in der Hauptstadt Nairobi Jonah zur Welt.

Um diese Zeit herum aß ich, der Autor dieses Beitrags, zu Mittag in Kenias Hafenstadt Mombasa, als mich der vielleicht 17-jährige Kellner fragte: „Where you come from?“ „Germany“, antwortete ich. „Germany? Like Fabisch, the coach of our national team!“, erwiderte der Junge. „I know Reinhard“, sagte ich. „You know him? How lucky your are! He`s our hero!“

1970 hatte auch ich (im Bild unten links) mit dem jungen Reini (oben, 3. v. l.) in Münsters Studenten-Mannschaft zusammengespielt. Mit einigen Spielern blieb Reinhard bis zu seinem Tod in Kontakt, so mit Heri Bruchhagen und Hans-Bernd Kemper (unten 3. v. l.).

„Ich habe Reini an vielen seiner Stationen in der Welt besucht. Wenn er mit seiner Familie in Deutschland weilte, wohnte er bei uns in Münster“, erzählt Kemper, „ich bin Jonahs Patenonkel und ihm unverändert eng verbunden. Eines Tages kaufte Reini nahe Münster ein Haus. Tragischerweise wurde fast zeitgleich seine Krebserkrankung entdeckt; wenige Monate später starb er. Viele Menschen haben Chawada und ihren Sohn danach unterstützt. Bis zu dessen 18. Geburtstag überwies zum Beispiel der DFB einen monatlichen Betrag an Jonahs Mutter.“

2003, während seines Engagements in Dubai, hatte Reinhard Fabisch Bernd Wehmeyer wieder getroffen, anlässlich eines Trainingslagers des Hamburger SV im Emirat. Auch Wehmeyer spielte, vor seiner äußerst erfolgreichen aktiven HSV-Zeit, im Münsteraner Uni-Team. Das Wiedersehen der alten Fußball-Kommilitonen sollte Folgen haben – für Fabisch Junior.

Denn Wehmeyer spielte und spielt bis heute eine große Rolle im Leben Jonahs, der alle HSV-Jugendmannschaften durchlief und aktuell in der zweiten Mannschaft spielt. Am Heidberg-Gymnasium (Partnerschule des HSV) machte er das Abitur und erwarb, obwohl gerade erst 20, bereits die Fußballtrainer-B-Lizenz. Nun steht ihm die Fußball-Welt offen, vorerst als Spieler. Und irgendwann vielleicht als Trainer auf den Spuren seines Vaters, der nicht nur in Simbabwe oder Kenia für alle unvergessen bleibt, die ihn kannten.  

Titelfoto: Simbabwe Herald