Vor dem Wandel

Edit: Moritz Linnhoff

Als wir Hongkong im Mai 2018 letztmals besuchten, blieben uns die wachsenden Konflikte in der Stadt verborgen. Ohne präzise Vorbereitung und Recherche bekommen Touristen selten mit, was unter der Oberfläche köchelt.

Wir wähnten uns in einer relativ unbeschwerten Gegenwart, wie es sie schon damals nicht mehr gab. Die Werke einiger Künstler auf der populären Messe Affordable Art Fair hätten uns warnen können.

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Dazu mein 2018-Post zur Affordable Art Fair:

Kunst in Hongkong: Originale für kleines Geld
Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Leben in teuren Schuhschachteln: Land ist knapp

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Wegen der hügeligen Topografie ist Land knapp, in Hongkong wachsen mehr als 8000 Hochhäuser in den Himmel. Die Immobilien-Tycoons bestimmen im Zusammenspiel mit den Regierenden die Preise und die Lebenswirklichkeit der Einheimischen. Eine eigene Wohnung zu erwerben, ist ihr Traum. Wahr wird er nur für wenige. Die Mietpreise selbst für Schuhschachtel-kleine Unterkünfte sorgen dafür, dass sich die meisten Menschen bis zur Erschöpfung abrackern, um nur die Miete bezahlen zu können.

Hongkongs Kapitalismus kennt wenige Gewinner und Heerscharen von Abgehängten. Nach den Protesten 2019 zeigten die Menschen etwa sechsmal mehr Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung als in den Jahren zuvor; jeder fünfte Einwohner soll unter psychischen Problemen leiden. „Hongkong ist ein Druckkochtopf“, sagen die Einheimischen. Und die Stadt ist der teuerste Ort der Welt für Ausländer, die die dort leben.

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Bars mit Namen wie The Queen Victoria oder Churchill`s im Bezirk Wan Chai auf Hongkong Island erinnern an die Ära der britischen Dominanz. Trotz aller Einschränkungen, so las ich im Newsletter China.Table, bleibt der Rückzug des British Empire aus Asien für sich genommen ein Tag zum Feiern: „Die Briten waren Kolonialisten, die sich das Gebiet in Südchina gewaltsam angeeignet und dann 155 Jahre lang undemokratisch beherrscht haben. Nur der Kontrast lässt die Kolonialzeit heute in einem guten Licht erscheinen. Während die Briten immerhin ein Minimum an Rechtsstaat und Meinungsfreiheit hochgehalten haben, fällt Hongkong heute sogar hinter diese grundsätzlichen Maßstäbe an Bürgerrechte zurück.“

Luxuriöses Relikt: Peninsula Hotel – Auf dem west-östlichen Diwan

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Wohlhabenden Einheimischen und den Touristen gilt die legendäre Grand Dame der Hotellerie mit ihrer Mischung aus fernöstlichen und westlichen Elementen noch immer als Hort von Luxus, Glamour und zeitloser Eleganz. Lobby und Café könnten mit ihren gewölbten Decken und verzierten Gesimsen auch in Wien, Budapest oder Prag stehen. Doch die Adresse lautet seit 1928: Salisbury Road, Kowloon, Hong Kong.

Mit Durchblick zum Big Buddha von Lantau

Edit: Moritz Linnhoff

Für die Fahrt mit der Drahtseilbahn hoch zum Tian Tan (Himmelsaltar) mit dem Bronze-Buddha, auch Big Buddha genannt, wählten wir die Crystal Cabin. Den Unterschied zur billigeren Standardkabine erkannten wir erst, als wir nach unten schauten. Dank des Glasbodens war unten deutlich weiter unten als gedacht.

Transparenz in der Crystal Cabin (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Die Statue des Big Buddha ist Hongkongs größtes buddhistisches Monument; sie steht auf einer Bergspitze der größten der 263 Inseln Hongkongs.

Auf der Rückfahrt schauten wir auf Hongkongs Internationalen Flughafen herab, gelegen auf der unbewohnten Insel Chek Lap Kok. 1998 löste der neue Airport seinen Vorläufer Kai Tak ab, was den Piloten der internationalen Fluglinien sehr gelegen kam. Fortan mussten sie nicht mehr auf einer schmalen Piste mitten im Häusermeer landen. Einen Tag nach unserem Trip zum Big Buddha flogen wir mit HK Express direkt zurück nach Chiang Mai.

Weitere Beiträge im Blog zum Thema Hongkong:

Hongkong 2018: Hafenrundfahrt mit der Star Ferry
Suzie Wong: Das Gesicht des Fernen Ostens
Das alte Hongkong in Schwarz und Weiss