Foto: Klaus Hoeltzenbein

Das große Thema: Einsamkeit – Erleuchtung in Chiang Mai – Bangkok: Der Weg ins Glück

Weihnachten 1949 konnte ich erstmals im Stehen feiern, auch wenn ich meistens saß oder lag. Lesen konnte ich noch nicht, aber Bilder gucken. Und im geschenkten Tierbuch entdeckte ich einen Elefanten in Santa-Claus-Anmutung. Kein Wunder, dass diese Tiere in meinem Leben auch heute noch präsent sind.

An das Fest kann ich mich naturgemäß nicht mehr erinnern. Aus den Erzählungen im Familienkreis weiß ich, dass die Menschen sich damals nach physischer, emotionaler und wirtschaftlicher Sicherheit sehnten. Auch vier Jahre nach Kriegsende hofften viele immer noch, im Krieg vermisste Partner oder Kinder wiederzusehen oder auch den Mann, der auf seine Freilassung aus der Kriegsgefangenschaft wartete.

Auch diese Art Hoffnung konnte einsam machen. Doch es war eine andere Art Einsamkeit als die, die vielen Menschen heute zu schaffen macht.

Studien: 14 Millionen Menschen in Deutschland fühlen sich einsam

Bei meinem Heimatbesuch 2014 in Deutschland bewegte ein TV-Weihnachtsspot von Edeka die Gemüter. Ein alter Mann täuscht seinen Tod vor, um seine Familie zumindest zu Weihnachten mal zu sehen: „Wie hätte ich euch denn sonst alle zusammenbringen können?“, fragt er.

Nun feiern wir das Fest der Liebe 2021. Die Pandemie hat Einsamkeit und Isolation weltweit noch verschärft. „Die Folgen sind für den sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft riskant“, sagt die Publizistin und Bestsellerautorin Diana Kinnert in einem Beitrag für den Newsletter Steingarts Morning Briefing.

Dort spricht Diana Kinnert von einer Gesellschaft der Zersprengten:

„Durchindividualisiert, komplett-personalisiert, zu Tode flexibilisiert, alle beisammen, alle verbunden, aber keiner verbindlich. In die Simultanwelten des Digitalen wird wild und abstrakt hineingesprochen, wild und abstrakt schreit die digitale Welt zurück. Adressaten, Sender, alle unbekannt. “ Unsere Gesellschaft gleiche heute dem, was der Maler Edward Hopper bereits vor langen Jahren in seinen Bildern zum Ausdruck gebracht hat.

Edward Hopper, Room in New York

Kinnert hat in Großbritannien mitgeholfen, ein Einsamkeitsministerium zu konzipieren, das sich heute darum bemüht, Kontakt zwischen Menschen herzustellen und die Forschung zum Thema Einsamkeit voranzutreiben. Die Frage bleibt: Wie können wir in Zukunft Individualität und gesellschaftliches Miteinander vereinbaren? Solidarität neu denken, sagt sie.

Weihnachten in Thailand

Ein aufblasbarer Weihnachtsmann empfing uns in unseren Ferientagen auf Koh Chang – Thailand geht mit dem christlichen Fest eher spielerisch um. Trotz all der festlichen Beleuchtung, trotz der Inflation an Weihnachtsbäumen im ganzen Land ist durchaus nicht gesichert, dass die Thais um den Anlass wissen: Christi Geburt. Schließlich sind sie Buddhisten.

Einsamkeit hingegen scheint mir in meiner Wahlheimat nicht so verbreitet zu sein wie in westlichen Industrieländern. Mag auch die Individualisierung vor allem der jüngeren Thais voranschreiten, spielen doch Geselligkeit und Familie als sozialer Kitt eine deutlich größere Rolle als im Westen.

Weihnachten in Thailand: Ein paar witzige, beeindruckende oder auch groteske Eindrücke.

Chiang Mai: Und abends mit Beleuchtung

Foto: Faszination Fernost/B. Linnhoff

Am Tag ist Thailand vielerorts wunderschön. Magisch aber wird es am Abend und in dunkler Nacht. Auch in Chiang Mai. Die Eisenbrücke über dem Ping River strahlt in diesen Tagen königsblau und weiß, sie spiegelt sich im Fluss. Im Zentrum, am Thapae-Stadttor, genießen die Einheimischen und (leider) wenige Touristen sternenzackige Lichtskulpturen.

Bangkok: Der Weg ins Glück

Mit Christina im Café Glück

Wer in Bangkok das Glück sucht, landet zwangsläufig in der Thonglor Road 117/1, nahe der Soi 5, hinter dem Panjit Tower und schließlich bei Christina Grawe. Die deutsche Journalistin führt das Cafè Glück. Die Atmosphäre ist, auf gut Deutsch, muckelig. Als Kundinnen und Kunden begrüßt sie Thais, Deutsche, Japaner und andere Nationalitäten, vornehmlich Einheimische und Expats aus der Nachbarschaft. Sie alle schätzen, gerade auch in der Weihnachtszeit, deutsche Spezialitäten, einige aus eigener Küche: Stollen, Bratwurst, Glühwein (auch in der tropischen Variante Glühwein on Ice), Mini-Marzipanbrote (auf Wunsch vegan), Weihnachtsplätzchen in Geschenboxen, Dominosteine, Lebkuchen-Brownies. Dazu Duftkerzen und für die Wunschzettel der Kinder einen eigenen Briefkasten.

In der Küche werkelt seit einiger Zeit ein Mann, der vor allem den Fans der TV-Auswandererserie Goodbye Deutschland ein Begriff ist: Matthias Bück. 2008 war er nach Thailand gezogen, seine Bamboo Bar auf Koh Samui brummte. Trotz zahlreicher, vor allem privater Rückschläge versprach sein Geschäft Erfolg. Bis Corona kam und die Gäste ausblieben.

Nun versucht er sein Glück im gleichnamigen Café. Und seit seine Fans davon wissen, besuchen sie Matthias (Mitte) und Christinas Café, wenn sie in Bangkok sind.

Rituale: Die Sehnsucht nach Berechenbarkeit

Das Hexenhäuschen, das mein Vater uns jedes Jahr neu aus Lebkuchen und anderen Leckereien bastelte, hat sich nicht nur in unserer Familie lange gehalten. Vor einem Jahr sah ich, für 499 Baht, etwa 12,50 Euro, eine nur wenig modernere Version im Rimping-Supermarkt zu Chiang Mai und wusste nicht so recht, was ich davon halten sollte. In diesen Tagen belegt der Song „Last Christmas“ erstmals Platz eins der deutschen Hitparade, 37 Jahre nach Erscheinen. Wir wissen: Rituale, das Festhalten am Gewohnten, vermitteln Sicherheit, gerade auch in einer Zeit, da Weihnachten nicht unter dem Stern von Bethlehem steht, sondern eher unter dem von Omikron.

Von den Elefanten in Santa-Claus-Anmutung komme ich einfach nicht los. Die vergnügte Gruppe unten traf ich am Central Airport Plaza in Chiang Mai.

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Der Heilige Abend von 1949 ist nun schon eine Weile her. Weihnachten bleibt für mich ein besonderes Fest, und mein Alter kann ich mir ausrechnen.

Aber eins ist auch klar: siehe Bild links!

Frohe, besinnliche, virusfreie und glückliche Weihnachtstage wünscht aus Chiang Mai in Thailands Norden

Khun Ben