2012 habe ich Bangkoks Hektik und Lärm nach vier Jahren verlassen, um ins beschaulichere, aber durchaus lebendige Chiang Mai zu ziehen. Seither gibt es immer mal wieder gute Gründe, für ein paar Tage in Thailands Hauptstadt zurückzukehren. Dort treffe ich Menschen, die mich inspirieren; dort kann ich immerhin Partikelchen eines Angebots genießen, das einer Weltstadt würdig ist

Zurück im Saxophone Pub

Zum ersten Mal seit acht oder neun Jahren war ich wieder im Saxophone Pub (BTS-Station Victory Monument), und es war, was soll ich sagen, wie immer. Gute Küche, die Cocktails ein Genuss und erst die Musik. An diesem Tag gastierte Chai Blues feat. Nurse – der weißhaarige Gitarrist Chai ist einer der bekanntesten Musiker der Stadt, Nurse eine großartige Sängerin.

Grand Station: Der neue Bahnhof könnte mehr Zug vertragen

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Bang Sue Grand Station: Seit dem 19. Januar 2023 ist der neue Hauptbahnhof Bangkoks in Betrieb. In der Moderne angekommen, ausgelegt eher für die Zukunft als für die Gegenwart. Für eine Zeit, in der Thailand vielleicht durch Hochgeschwindigkeitszüge mit Laos und China Verbunden sein wird. Derzeit aber fahren nur wenige Langstreckenzüge hier ab oder kommen an, und so sieht es dann auch aus. Nach zehn Minuten sah ich die ersten Fahrgäste. Immerhin: Die Wärmekamera am Eingang zur Erkennung von erhöhter Körpertemperatur (Covid 19!) funktioniert.

Noch gibt es weder Restaurants noch Shops. Im aktuellen Nichts aber entdecke ich, das finde ich dann doch sehr bemerkenswert, einen Buchladen, ausgerechnet! Mit einem bemerkenswerten Programm. In dieser Umgebung hatte ich weder Adolf Hitler erwartet noch Erwin Rommel, den „Wüstenfuchs“ des deutschen Afrika-Feldzugs, weder die kubanische Revolution oder das antike Griechenland. Als bibliophile Rarität ragte heraus: „Wir basteln uns einen Diktator“, am Beispiel Hitler (Foto links).

Der Vorgänger-Bahnhof Hua Lamphong, der nur noch einige kurze Strecken bedient, feiert in diesen Tagen seinen 126. Geburtstag mit einer Lichtschau. So können wir noch besser erkennen, was uns auf Dauer an architektonischer Schönheit und Klasse entgehen wird.

Hua Lamphong (Foto: Frederico Balboa)

Drei Links für alle, die gerne in Thailand und Südostasien mit der Bahn fahren möchten:

Im Zug durch Südostasien

Bangkok to Pattaya by train (Nomadic Notes)

Asian Train Guide

Kunst im Untergrund

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

„Familien, Kinder und Erwachsene sollten einen Ort haben, an dem sie gemeinsam kreative Aktivitäten genießen können. Verschiedenste Arten von Kunst können inspirieren und zur Selbstreflexion anregen. Wir haben die MRT-Station Phahon Yothin dauerhaft in ein Kunstzentrum verwandelt, in dem erstklassige und aufstrebende Künstler ihre Werke Seite an Seite ausstellen können“, sagt Wattana Sittiwaitayaporn von Bangkok Express and Metro (BEM). Ein tolles Projekt, das zeigt, wie städtischer Raum mit Fantasie und Willen den Alltag verschönern kann.

In meinen Stippvisiten erlebe ich Bangkoks Kunstzene lebendiger denn je. Das betrifft nicht nur die bereits etablierte, verkaufbare Kunst. Auf 1000 Quadratmetern findet in der U-Bahn-Station Pahon Yothin (MRT Blue LIne, Station 14) ein ständiges Happening statt, dankbar angenommen vor allem von der Jugend. Viele Mädchen und Jungen kommen her, um zu schauen, zu malen oder sich zu schminken, um japanischen Manga-Figuren nachzueifern.

Foto rechts: Ein Keith-Haring-Bär.

Die jüngsten Beiträge in meinem Blog

Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Mit Green Mango Touren Bangkok war ich unterwegs abseits der touristischen Pfade, es hat sich gelohnt:

Die andere Seite Bangkoks: Ein neuer Riese in Thonburi
Höhlentempel und Hollywood: Ein Oscar für Ipoh

Mit 700.000 Einwohnern ist Ipoh in Malaysia eine relativ große Stadt, doch auch sie liegt für die Touristen jenseits des gewohnten Besuchsprogramms. Das mag sich ändern, wenn nun die Fans der Schauspielerin Michelle Yeoh dorthin pilgern, die kürzlich als erste Asiatin den Oscar als beste Schaupielerin erhielt und in Ipoh geboren wurde.

Ipohs Bahnhof wurde in Kolonialzeiten als Krankenhaus konzipiert (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Freundschaft: Wiedersehen mit den Huppis

Khun Disco, Brigitte und Gerd Huppertz (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Nach langer Pause, dem Covid-Virus geschuldet, konnten Freund Disco und ich endlich wieder die Huppis aus Köln treffen, im Sky Garden des Bangkoker Banyan Tree Hotels. Die beiden Asien-Experten Brigitte und Gerd bereichern meinen Blog schon seit Langem mit einer bewegenden Geschichte:

Aus der Hütte ins Hotel: Pinky und ihre Paten

Um unsere langjährige Freundschaft nicht leichtsinnig zu gefährden, hatten die beiden über den Dächern von Bangkok auch mein Buch „Thailand unter der Haut“ dabei (Foto: Huppi)

Iron Fairies: Die Eisen-Elfen kehren zurück

Fotos: Faszination Fernost/ B. Linnhoff

Das Iron Fairies in der Thonglor Road war zu meiner Bangkok-Zeit einer meiner absoluten Lieblingsklubs (Bilder oben). Wegen der ausgezeichneten Live-Musik und einer speziellen Atmosphäre – die mittelalterliche Einrichtung der Eisen-Elfen entsprang unverkennbar dem kreativen Hirn des Australiers Ashley Sutton, der die Optik des Bangkoker Nachtlebens auf ein anderes Niveau gehoben hat. Vor vielen Jahren verschwand das Lokal von der Bildfläche; nun soll es am 27. März 2023 in der Sukhumvit Road Soi 39 einen neuen Anfang geben. Viel Glück!

Bangkok die Nr. 1 der enttäuschenden Städtetrips

Nun habe ich mich so bemüht, den Reiz der Weltstadt in jede Zeile zu packen, da lese ich das Ergebnis einer Umfrage, derzufolge Bangkok die Liste der enttäuschendsten Städtetrips anführt. Welches Städteziel lohnt sich wirklich – und wo werden die eigenen Erwartungen eher enttäuscht? Das hat eine internationale Studie von »kingscasinobonus.uk« erfragt. Kings Casino Bonus, klingt eher nach Glücksspiel. Die Umfrage basierte auf Online-Reisebewertungen. Jedenfalls ist Bangkok die Nr. 1 im Ranking vor ähnlich uninteressanten Destinationen wie London, Paris oder auch München.

Glück ist Erwartungsmanagement, das ist schon richtig. „Mehr als 16 Prozent der Besucherinnen und Besucher“, so die Erklärung für Bangkoks Abschneiden, „waren besonders enttäuscht von der Khaosan Road. Der berühmt-berüchtigte Backpacker-Spot wurde als ätzend, extrem laut und wahnsinnig enttäuschend beschrieben.“ Das beruhigt mich ein wenig. Wer Thailands Hauptstadt an den 450 Metern misst, auf denen ein zu Tode kommerzialisierter Mythos beerdigt wird, hat sich vor Antritt seiner Reise schlecht informiert. Dennoch bleibt das Gesamtresultat auch unabhängig von meinem persönlichen Geschmack rätselhaft.

Ihr merkt: Bangkok lässt mich nicht los. Ich war nur drei Tage da und wurde von den vielen Eindrücken fast genauso weggeblasen wie von der Livemusik drei Uhr morgens unter meinem Hotelzimmerfenster.

Alle, die von Thailands Hauptstadt enttäuscht sind, grüße ich herzlich im Namen meines neuen Assistenten (Bild links).

Bleibt gesund und genießt das Leben, wenn eben möglich.

Bis die Tage.

Khun Ben