Teamplayer: Ralf Kattwinkel unten, 2. von links, rechts daneben Wolfgang Niersbach

1971 begann ich als Volontär bei den Lüdenscheider Nachrichten. Praktischerweise gab es im Sportressort bis dahin keinen Redakteur, so war ich von Beginn an Lehrling und Chef. Meistens Lehrling, aber als Chef sah ich über manches hinweg. Ich spielte Fußball bei Rot-Weiß Lüdenscheid und 1973 stiegen wir in die zweithöchste deutsche Spielklasse auf, die damals noch Regionalliga West hieß. In der nächsten Saison drohten also einige Trainingslager und an Sonntagen längere Reisen zu Auswärtsspielen – der Sonntag war der Hauptarbeitstag eines Sportjournalisten. Folglich benötigten wir im Sommer 1973 einen weiteren Sportredakteur. Er hieß Ralf Kattwinkel und kam aus Meinerzhagen.

Ein Glücksgriff. Ein toller Kollege, in vielen Sportarten firm und unverwüstlich – wenn er mal krank war, kam er unverlangt mit dem Kopf unterm Arm in die Redaktion, er wollte mir nicht die ganze Arbeit überlassen. Die delikate Aufgabe, mich, seinen Chef, jede Woche als Fußballspieler beurteilen zu müssen, löste er kosequent: In den Spielberichten der Lüdenscheider Nachrichten kam ich stets schlechter weg als im lokalen Konkurrenzblatt (Westfälische Rundschau). So blieben wir Freunde. In der Mannschaft der Westdeutschen Sportpresse (VWS), das Titelfoto stammt aus dem Jahr 1977, spielten wir häufig zusammen.

Deutscher Journalistenmeister 1973″ in Hamm mit der Westdeutschen Sportpresse: oben v. l. Karl Siebert (Westälischer Anzeiger Hamm), Hans Ost, B. Linnhoff, Uwe Vogler, Udo Dreier, Siggi Weischenberg, Rainer Holzschuh, Dieter Überjahn, Kurt Brumme; unten v. l. Manfred Osenberg, Ralf Kattwinkel, Eddie Körper, Hermann Tegeler, Claus-Peter Doetsch, Joachim „Pauer“ Neußer, Willi Figur

1979 wechselte Ralf zu den Badischen Neuesten Nachrichten nach Karlsruhe, wo er bis zum Ende seines Berufslebens blieb. Wir sahen uns nun seltener und verloren uns schließlich aus den Augen. Um 2013 herum habe ich auf Facebook einfach mal den Namen Ralf Kattwinkel eingegeben. So trafen wir uns wieder, zumindest virtuell.

Wo bist du abgeblieben?, schrieb ich ihm. In Hua Hin, chattete er zurück. Da haben wir eine Runde gelacht. Auch Ralf war zum Ruhestand in Thailand gelandet, knapp 900 Kilometer von Chiang Mai entfernt. Wir blieben in Kontakt, doch gesehen haben wir uns nicht mehr – ich mag Hua Hin nicht, Ralf reiste nie.

Im Januar 2019 ist er gestorben, Krebs. Ich wusste nicht einmal, dass er krank war und so ging es allen, wie ich den Nachrufen auf Facebook entnahm. Dort sah ich auch, dass ihn die KollegInnen und die LeserInnen aus dem badischen Raum als Journalisten und als Mensch außerordentlich schätzten. Das hat mich nicht überrascht. Aber es hat mich sehr gefreut.

Ruhe in Frieden, lieber Ralf.