Von Luang Prabang nach Huay Xai (1)

1. Tag (170 km): 17 Farben Grün

Diese Tour im Norden von Laos hattee ich schon einmal gemacht, 2009, in kleiner Besetzung und voller Freude darüber, dass ich auf dem Mekong unterwegs war, einem dieser Sehnsuchtsziele, die in meiner Kindheit so viel Fremdheit bargen, so viel Geheimnis. Unerreichbar schien der Mekong damals, vor dem Fernsehgerät im westfälischen Hamm, und nun bin ich schon zum zweiten Mal auf der „Mutter aller Wasser“ unterwegs, ich weiß es zu schätzen.

Kleine Besetzung: Die Mekong-Tour 2009

Mit 4350 km Länge ist der Mekong einer der zwölf längsten Flüsse der Welt. Wir begnügen uns mit dem Teilstück von Luang Prabang nach Huay Xai an der laotischen Grenze zu Thailand.

Wat Xieng Thong, das spirituelle Wahrzeichen von Luang Prabang (Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff)

Für einen solchen Trip braucht es keinen Grund, doch diesmal gibt es einen Anlass: Ich feiere meinen Geburtstag auf dem Fluss zusammen mit familiären Freunden: mit meinen Brüdern Walter und Wolfgang, meiner Nichte Britta und Ino, einem Freund. Wir übernachten im Hotel „Saynamkhan“ direkt am Fluss Nam Khan, der einen Kilometer weiter nördlich in den Mekong fließt.

Hotel Saynamkhan (links)

Wir sammeln uns in Luang Prabang und haben nur ein paar Stunden, die alte Königsstadt auf uns wirken zu lassen.


Zur Feier des Tages – oder meines Alters – hat meine Sippe T-Shirts fertigen lassen mit dem Schriftzug „Faszination Fernost“, und so feiert mein Blog mit.

Vergleiche ich meine beiden Mekong-Kreuzfahrten miteinander, stelle ich so problemlos wie banal fest: Es ist schöner, wenn die Sonne scheint. So wie jetzt. Denn die Ufer bieten in zweimal acht Stunden Fahrt vor allem eins: 17 Farben Grün.

Selten passieren wir Dörfer, einmal einen einsamen Köhler. Am Ufer gegenüber der Höhle Pak Ou beobachten wir Arbeitselefanten; ein anderes Mal Rinder. Im dichten Dschungel soll es noch Leoparden und Tiger geben, hier wäre Platz für so manchen Nationalpark. Doch jeder Laote weiß um das Erbe aus dem Vietnam-Krieg.

Zwischen 1964 und 1973 warfen die US-Streitkräfte mehr als zwei Millionen Tonnen Bomben auf das kleine Land, in mehr als 530 000 Fliegerangriffen. So sind über 50 Prozent des laotischen Bodens mit Blindgängern gespickt, die geduldig und bewegungslos darauf warten, Mensch und Tier die Gliedmaßen wegzureißen oder das Leben.

Einheimische sehen wir beim Reinigungsbad im Fluss oder auf Booten wie dem unseren, auf Frachtkähnen, in einer Art Einbaum – und im Speedboot. Denn die Strecke von Luang Prabang nach Huay Xai (oder umgekehrt) lässt sich auch an nur einem Tag bewältigen. Ein Boot auf Speed degradiert den Mekong zum reinen Transportweg von A nach B; die Passagiere werden zum Dank vom pausenlosen Aufschlagen des Bootes kräftig durchgeschüttelt. Die Leute schweigen. Sie tragen Helme, und die Yamaha-Motoren brüllen im oberen Dezibelbereich.

Foto Faszination Fernost/Bernd Linnhoff

Doch auch wer das langsame Boot nimmt, entscheidet sich vorwiegend für das Schweigen. Es passiert nicht viel während unserer Fahrt. Doch langweilig ist es nie – wenn man Ruhe aushält.

So ist es schon deshalb eine Zeitreise, weil wir uns Zeit nehmen zum Reisen.

Fotos: Faszination Fernost/Bernd, Britta, Walter Linnhoff; Klaus Hoeltzenbein (1)

Teil zwei

Unterwegs in Laos: Buddhas Höhlen am Mekong

Teil drei und Schluss

Laos – Unterwegs auf dem Mekong: Die Kinder der Kamu

Veranstalter: Vietnam Bamboo Travel