„Darf ich Ihnen den Mann vorstellen, der Sie ab morgen ersetzt?“

Dominique Douin wollte seinen Ohren nicht trauen. 23 Jahre hatte er für den Parfümkonzern Rochas-Gucci gearbeitet, zuletzt als General Manager für den französischen Markt. 2005 wurde der Konzern an Procter und Gamble verkauft; beim ersten Treffen stellten ihm die neuen Eigner ohne Vorwarnung seinen Nachfolger vor.

Bei unserem Gespräch in der Lounge Bar „Rouge“ in Ubud schaut Dominique immer noch ein wenig ungläubig, wenn er sich erinnert: „Innerlich stand ich unter Schock, nach außen bewahrte ich die Fassung mit einem ‚Good luck‘. Und dann dachte ich: Das wird teuer für Euch.“ Doch Geld war nur ein Aspekt, die fehlende Perspektive wog schwerer. 52 Jahre alt war er damals: „Was macht man dann? Man bringt sich um oder man springt.“

Dominique und Laurent
Seelengefährten: Dominique und Laurent

Immerhin musste er nicht alleine springen. Denn sein Partner (seit nunmehr 30 Jahren) Laurent Deschamps, Florist in Paris, sprang mit. „Wir sind Seelengefährten“, so Dominique, „wir sehen ein Stück Land, schauen uns an und wissen sofort, dass es der richtige Platz ist für unsere Ideen und Träume.“ Das Stück Land lag auf Bali. Dorthin reisten sie schon seit langen Jahren, dort wollten sie nun leben.

Das erste Projekt: Rumah Orchids

Ein Freund reanimierte die gerade schlummernden Unternehmergene des französischen Duos: „Warum baust Du nicht selbst etwas?“ Das Premiere-Projekt sollte ein Hotel sein, der Name stand früh fest: „Villa Orchid“. Denn auf dem Stück Land außerhalb Ubuds fanden sie ein Holzstück mit dem Schriftzug „Rumah Orchids“ – rumah ist das balinesische Wort für Villa. Wenn das kein Zeichen war! 2005 feierten sie die Eröffnung des Hotels.

Warum nicht zwei, fragten sich die Beiden. 2007 stand das nächste. Warum nicht drei? 2010 war es so weit.

Und jedes Projekt wurde exakt am 14. Juli fertig, am französischen Nationalfeiertag. Denn Dominique liebt die Inszenierung, und die will gut geplant sein. Und er liebt das Reisen. Und die Balinesen, ihre natürliche Freundlichkeit, ihre intensive Verankerung im Hinduismus: „Sie sind noch rein und haben einen Sinn für Schönheit.“ Als er seinen früheren Chauffeur zum Manager der Lounge Bar „Rouge“ beförderte, wollte der Mann erst ohne Lohn arbeiten, weil er vom Vertrauen und Respekt seines Chefs völlig überwältigt war: „Es ist mir eine Ehre!“

Das Rouge-Team Bali Ubud
We are family: Das Rouge-Team

Es gibt viele Bars in Ubud. Mit dem „Rouge“, mit ihrer Vorstellung von Eleganz wollten Dominique und Laurent das Spektrum abrunden. In der Bisma Road fanden sie den idealen Ort, ein Reisfeld nahe dem Stadtzentrum. Doch der balinesische Eigner wollte nicht verkaufen. Zwei Jahre später aber, auf der Suche nach frischem Kapital, war er geneigter. Die Franzosen mieteten das Land für 20 Jahre und bezahlten im Voraus, wie auf Bali üblich. Eine großzügige Investition und zugleich ein Manifest der Lebensfreude und Zuversicht – in 20 Jahren ist Dominique 80.

La Traviata auf Stelzen

„Rot steht für Liebe, Leidenschaft, Blut“:  Am 29. Dezember 2012 wurde die Rouge-Bar eröffnet. Mit 200 Gästen, ganz in Weiß. Sie bestaunten Tänzer, ein Feuerwerk, den Mann am Klavier und vor allem eine französische Opernsängerin, die Arien aus Giuseppe Verdis „La Traviata“ zum Allerbesten  gab – auf Stelzen. Bei der Inszenierung eigener Events vertraut der Ex-Parfüm-Manager Dominique noch immer auf sein feines Näschen für die perfekte Komposition. Mit der Party zum Start setzte er (na was wohl?) eine Duftmarke, die auf ganz Bali geschnuppert wurde.

Perfektion mit Seele: Das ist das „Rouge“. Edel, ohne zu protzen. Augenfutter: Vom Eingang aus schaut der Besucher bis zum Swimmingpool. Harmonie, Balance, Dimension, Symmetrie. Naturmaterialien. Liebe zum Detail. Seit acht Jahren arbeiten die Eigner mit denselben Zulieferern zusammen:  „Sie wissen, was wir wollen“, sagt Dominique, „und sie liefern perfekte Arbeit ab.“

Vor allem aber sind Dominique, Laurent und ihr Team eins: Perfekte Gastgeber. Herzlich, aber unaufdringlich. Freundlich, aufmerksam und dabei entspannt.

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Foto Faszination Fernost/B. Linnhoff

Meist sorgt schafft erst Leidensdruck Platz, Luft und Zeit für gravierende Veränderungen. Mit ihrem Sprung nach Bali fanden die beiden Franzosen den idealen Ort, um ihre Träume zu realisieren. Das „Rouge“ ist ihr jüngstes Baby. Auch das letzte? Man darf da seine Zweifel haben. Als Dominique 60 wurde, stellte das Personal klar: „Du bist 20, mit vierzig Jahren Erfahrung.“ Leidenschaft hält eben jung. Nun wirkt der einstige Manager als Architekt und Designer, gelernt hat er`s nie, „but it`s all about passion, all my life it was my dream to do what I do now.“

Und jetzt sagt Ihnen Dominique, warum Sie unbedingt nach Bali kommen sollten:

Fotos+Video: Khun Disco, Faszination Fernost/B. Linnhoff, „Rouge-Homepage“

Bali 1 – Beliebt, belebt – ein Traum?
Bali 2 – Ubud: Dschungel in der Stadt
Bali 3 – Monkey Forest Ubud: Spiel` nicht mit Makaken
Bali 4 – Nehmen Sie Platz auf dem Krokodil
Bali 5: Viel Spass in Mas
Bali 6: Ein Date mit der Inselpolizei
Bali 7: Die Drohne vom Danau Batur
Bali 8: Die wilden Pferde von Padang Bai
Bali 9: Putten im Nirwana
Bali 10: Coca Wayan und seine Made